Ganz Europa diskutiert in diesen Tagen übers Geld. Ob der Euro denn noch etwas tauge, wenn man ihn nur mit Rettungsschirmen aufrecht erhalten könne. Mehr noch, das Vertrauen in den Euro ist am Nullpunkt angekommen. Ein guter Nährboden, um ein regionales Währungssystem einzuführen.
So könnten im kleinen pannonischen Raum, zwischen Oberpullendorf und Sopron, die Bürger bald mit dem Blaufranc (Kékfrank) beim Bäcker ihre Semmeln bezahlen. In Franz Weningers Brieftasche finden sich zwischen den Euroscheinen auch diese blauen und orangenen Scheinchen. In mehr als 500 Betrieben rund um Sopron kann er damit einkaufen. Die Geldscheine gibt es vom Fünfhunderter bis zum Zwanzigtausender. Richtiges Geld ist es nicht. Es ist ein Gutschein.
Trotzdem sind die Noten fälschungssicher gedruckt. Es ist auch keine neue Idee vom Gründungsvater Tamás Perkovátz. Bereits 1933 gab es das „Wörgler Schwundgeld“, allerdings nur für ein Jahr. Die Obrigkeit aus Wien setzte sich gegen die aufmüpfigen „Ländler“ durch und untersagte das Schwundgeld. Comeback gab es bis heute keines. Jetzt allerdings sprießen die Blüten wie narrisch: Waldviertler, Sterntaler, Chiemgauer und eben der Kékfrank (Blaufranc) sollen ihren regionalen Wirtschaftsraum beleben. In manchen Gegenden funktionieren die alternativen Zahlungsmittel erstaunlich gut. Auch in Sopron. Seit seiner Einführung im Dezember 2010 steigt die in Umlauf gebrachte Geldmenge von Monat zu Monat.
Blaufranc bald auch im Mittelburgenland
Nun wird auch im Mittelburgenland das „Quasigeld“ Netzwerk aufgebaut. Am 5. Oktober 2011 beginnt der Blaufranc seine Burgenland-Tour im Weingut Pfneisl in Kleinmutschen. Für Weinbauer Franz Weninger ist die Regionalwährung nicht nur für grenzüberschreitende und regional denkende Unternehmer von Interesse, sondern birgt auch im Tourismus und in der Weinbranche noch viel Potential in sich. Eine Handvoll burgenländische Firmen, wie der Emmelschuh in Schattendorf und der Hammerfleisch Tschürtz in Loipersbach, akzeptieren schon jetzt den Blaufranc. Aber es müssen viel mehr Betriebe mitmachen, bei denen man den Geldgutschein ausgeben kann. Er soll so oft als möglich den Besitzer wechseln. Vom Bäcker zum Fleischhauer, zum Wirten und wieder retour.
Wer Vereinsmitglied ist, kann Euro in bunte Papierscheine wechseln. Um Mitglied in der Genossenschaft zu werden, ist mindestens ein Beteiligungsschein im Wert von 100,- EUR notwendig. Gebunden ist der Blaufranc an den Forint. Der Kurswert ist eins zu eins. Im Moment ist noch ein Umwechslungsrisiko damit verbunden, aber man arbeitet gerade daran, einen fixen Umrechnungskurs einzuführen. Das echte Geld kommt auf ein Bankkonto, bezahlt wird mit den Gutscheinen. Will man doch lieber den Euro in seinem Geldbeutel haben, muss man zurückwechseln. Dafür könnten dann bis zu 5 {b0bbd86789de453432054ae892e9a044ba6f319f644659b13657b08df26e24af} an Gebühren anfallen.
Mehr unter: http://kekfrank.hu/