Der Schwarzwald ist eigentlich immer eine Reise wert. Doch gerade jetzt im Herbst ist es besonders schön: Wandern durch Wälder, die so bunt leuchten, daß man sich gar nicht satt sehen kann; Zwiebelkuchen essen und dazu ein Glas Neuer Wein trinken; den Bauern bei der Weinlese und Apfelernte zusehen; früh‘ am Morgen wenn die Sonne aufgeht den dichten Tannenwald mit der von Nebelschwaden umgebenen Landschaft betrachten. Und erst dieses Licht! Wenn man allerdings schon mal da ist, dann sollte man den Schwarzwald als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Nachbarregionen nutzen. Denn, man glaubt es kaum, da geht sogar noch mehr. Zum Beispiel eine Fahrt nach Nancy.
Fachwerk, Münster und Guglhupf
Was manche vielleicht nicht wissen, das größte zusammenhängende Mittelgebirge Deutschlands liegt einen mittelgroßen Steinwurf von Frankreich und der Schweiz entfernt. Also quasi im Dreiländereck ganz im südwestlichsten Zipfel der Bundesrepublik. Straßburg beispielsweise, als Hauptstadt vom Elsass, ist mit dem Auto von Offenburg, das im Mittleren Schwarzwald liegt, gerade mal 27 km entfernt. Die schöne Stadt mit ihren Fachwerkhäusern, historischer Altstadt, dem romantischen Stadtteil Petit France und dem mittlerweile 1000 Jahre alten Münster, sollte man auf jeden Fall mitnehmen. Und wenn man schon mal mitten im Elsass ist, dann lohnt es sich auch entlang der Elsässischen Weinstrasse zu fahren. Diese liegt südlich von Straßburg mit ihren lieben kleinen Städtchen wie Ribeauvillé oder Riquewhir, bis man schließlich nach Colmar kommt. Noch so eine faszinierende Stadt im Elsass mit gut erhaltenen Bauwerken aus sechs Jahrhunderten, Fachwerk, wohin das Auge blickt und Hauptstadt der Elsässischen Weine. Hier muss man unbedingt einen Gewürztraminer probieren, dazu einen Flammkuchen oder einen Münsterkäse, bei dem man aufpassen muß, daß er nicht vom Tisch läuft, so cremig und weich ist er und dann schmeckt dieser Käse auch am besten. Danach gibt es einen Guglhupf.
Wenn man dann noch ein bisschen mehr Zeit hat, bzw. noch ein wenig mehr Frankreich kennen lernen möchte, dann lohnt sich die Fahrt nach Nancy, ehemalige Hauptstadt des Herzogtums Lothringen in der gleichnamigen Region, nächstgelegen dem Elsass. Ausgangspunkt ist wieder Straßburg. Von hier geht es westwärts Richtung Nancy-Metz. Auf dem Weg dorthin kann man noch einen Zwischenstopp in Saverne einlegen. Die kleine elsässische Stadt aus dem 8. Jahrhundert hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten wie etwa das Rohan Schloss. Durch den Ort führt der Rhein-Marne-Kanal, wo immer wieder Hausboote oder kleine Schiffe entlangfahren. In Saverne gibt es auch eine Schleuse, wo man imposanterweise zuschauen kann, wenn die Boote in entsprechendes Milieu gehoben oder abgesenkt werden, je nachdem ob sie flußaufwärts oder flußabwärts fahren. Insgesamt hat der Kanal übrigens 154 Schleusen.
Die glücklichsten Kühe der Welt
Nach dem Elsass kommt Lothringen bzw. Lorraine. Allein die Fahrt durch diese Region ist die Reise wert, wenn man auf der Bundesstraße bleibt und die Autobahn meidet. Hier hat man das Gefühl von unendlicher Weite und ist der Natur sehr nahe. Man fährt mitten durch saftig grüne Weiden, immer wieder geht es vorbei an kleinen wilden Bächen, Seen mit Schwänen und herrschaftlichen Schlössern. Was aber am meisten auffällt, sind die unzähligen Rinder und Schafe, denen man begegnet. Hier hat man das Gefühl, daß die Welt noch intakt ist und vor allem die Viehwirtschaft. Es scheint, als ob hier die glücklichsten Kühe der Welt zu Hause sind und friedlich vor sich hin grasen.
Nach ca. 160 km von Straßburg kommt man (endlich) in die französische 105.000 Einwohner starke Stadt Nancy. Die Großstadt wurde im 11. Jahrhundert erstmals offiziell erwähnt. Seit dem Mittelalter verschönerten die Herzöge von Lothringen die Stadt. Am besten lernt man die Schätze Nancys auf einem Spaziergang auf einem der vielen Rundwege kennen. Attraktivster Platz ist im Norden der Stadt, der Place Stanislas. Er ist das Herz von Nancy mit hübschen Kaffeehäusern zum Verweilen und Schauplatz vieler Festivitäten. Er wird als schönster Königsplatz Europas angesehen und ist umrahmt von Rathaus, Theater, Oper und dem Musée des Beaux Arts (Museum der Schönen Künste). Auffallend ist der klassizistische Stil der Baudenkmäler (von Architekt Emmanuel Héré) und ein Schmuckstück, dem äußerst kunstvoll gearbeiteten und golden verzierten schmiedeeisernen Tor. Von hier aus geht es vorbei am wunderschönen Triumphbogen Arc de Triomphe, dem Stadtpark dem Parc de la Pépinière in die Altstadt Ville Vieille, wo es einige weitere schöne Bauwerke zu besichtigen gibt. Unter anderem die reich verzierte Basilika Saint Èpvre in neugotischem Stil, sowie der Herzogspalast Palais Ducal. Die Altstadt zeichnet sich aus durch viele kleine hübsche Fach-Geschäfte, Kaffees und Brasserien. Und man fragt sich, wie diese kleinen Betriebe jeder für sich hier überleben kann? Gefragt ist offensichtlich eben immer noch die gute alte Handwerkskunst. Etwas weiter südlich befindet sich die Neustadt, wo es eine lange und breite Haupt-Einkaufsstraße gibt.
Am besten man nimmt sich einen ganzen Tag Zeit für Nancy oder noch besser, man übernachtet hier, dann kann man auch das Nachtleben kennen lernen. Besonders im Sommer ist es sicher ein Highlight am Place Stanislas während eines lauen Abends zu verweilen. Außerdem ist es ein toller Ort um einen längeren Zwischenstopp zu machen auf dem Weg nach Paris. Denn wenn man mal so weit gekommen ist, warum nicht einfach weiter fahren? Von Nancy sind es dann nur mehr 350 km bis in die französische Hauptstadt.
Hoteltipps:
Hotel d’Haussonville, Nancy, France
Maison d’Hôte de Myon, Nancy, France