Die Ferien in Jesolo haben immer noch fast denselben Charme wie vor ein paar Jahren, fast wie in alten Zeiten. Italien hat wegen Corona strenge Einreisebestimmungen. Viel strenger als etwa in Österreich. Nach dem zweiten Stich dauert es zwei Wochen, bis die Impfung wirksam wird. In der Zwischenzeit ist ein Einreisetest erforderlich, ebenso wie das Ausfüllen des elektronischen Einreiseformulars. Obwohl ich für meine Familie alle erforderlichen Tests und Formulare vorbereitet hatte, schien niemand daran interessiert zu sein – Kontrollen waren sowieso Fehlanzeige.
Am Strand fällt es mittlerweile schwerer, beim Nachbarn die Sportnachrichten mitzulesen. Ob dies auf den größeren Abstand oder meine unbrauchbare Brille zurückzuführen ist, vermag ich nicht zu sagen. Das Hotel, in dem wir untergebracht sind, ist wieder voll wie zuvor, und abends herrscht reges Treiben in der Hauptstraße Via Udine, mit einer Menschenmenge, die keine Rücksicht auf Abstand oder Masken zu nehmen scheint – ganz wie in alten Zeiten. In Geschäften gilt Maskenpflicht, doch nur deutsche Urlauber scheinen darauf hinzuweisen, wenn jemand keine Maske trägt. Und gestern? Gestern fühlte es sich noch mehr wie die Vergangenheit an: Italien spielte bei der Fußballeuropameisterschaft gegen Spanien im Wembley Stadion und gewann durch Elfermeter schießen. Da brachen alle Dämme. Fans und Nichtfans lagen sich in den Armen. Kollektives feiern war angesagt. Ohne Abstand, ohne Maske, aber mit viel Aperol und noch mehr Körperkontakt!
Die Preispolitik in Jesolo ist trotz Corona überraschenderweise unverändert geblieben. Im Gegensatz zu Österreich, wo die Preise regelrecht in die Höhe schießen, bleiben sie hier auf einem angenehmen Niveau. Ein großes Bier ist bereits ab 3,50 Euro zu haben, während ein Aperol nur 4 Euro kostet. Selbst ein Glas Hauswein, Vino della Casa, schlägt mit erschwinglichen 1,50 Euro zu Buche. Die Cafés verlangen lediglich ab 2 Euro für einen Cappuccino.
Die Preise für Speisen wie Spaghetti ab 7,50 Euro und Pizze ab 12 Euro sind fair und entsprechen dem, was man von früher kennt. Jesolo bietet also nicht nur nostalgisches Flair, sondern auch bezahlbare Gastronomieerlebnisse. Die Atmosphäre ist genauso schön wie damals und lädt Besucher dazu ein, die italienische Küche in vollen Zügen zu genießen.
Für Reisende, die Wert auf ein authentisches Urlaubserlebnis legen, ist Jesolo ein wahrer Geheimtipp. Die entspannte Preisgestaltung und die vertraute Atmosphäre machen den Aufenthalt zu etwas Besonderem. Jesolo beweist, dass es auch in turbulenten Zeiten wie diesen möglich ist, die Schönheit vergangener Tage zu bewahren.
Gastautor: Mag. Ernst Bauer