Abenteuer unter Segeln

Was ist so schön am Segeln? Genügt eine Brise Wind, ein Boot und der Neusiedlersee, um in das „Abenteuer unter Segeln“ einzutauchen? Ja. Ein Tagebuch von Regina Piltz.

Segeltörn von 24. Juli bis 29. Juli 2010 am Neusiedlersee/ Weiden

Samstag früh: Wir übernehmen unser zukünftiges schwimmendes Zuhause in Weiden am See:  ein 32 Fuß langes und 3,5 Meter breites Boot –  Traum jedes Kapitäns: die Bavaria 32.
Die Matrosen Anna, Kathrin und Julia, alle im Alter zwischen 11 und 13 Jahren, teilen sich die hintere Schlafkabine. Thomas besetzt als erster Offizier die vordere Schlafkabine, die eigentlich für zwei Personen Platz bietet. Christian der Kapitän zieht in den Salon,  Herz und Schaltzentrale des Bootes. Ich liege ebenfalls im Salon. Als Wanderreiterin bin ich es gewohnt, immer, überall und sofort zu schlafen, also auch auf der Bank des Essbereichs.

Im Vorfeld wurden wir öfters von unserem Kapitän darauf hingewiesen, nur das Notwendigste an Board mitzunehmen. Erfolglos. Ich habe mein halbe Wohnung mitgebracht.

Aus vergangenen Sportkarrieren weiß ich, dass es niemals schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Ausrüstung gibt. Die Ausrüstung der Bavaria, von Schwimmwesten angefangen bis hin zum nautischen Equipment ist perfekt. Auch der Gelsenplage muss man am Neusiedlersee Herr werden.

Anmerkung: Dank der Erfindung des Gelsensteckers wurden wir nächtens niemals vom nervigen 600 Hertz Surren der gefräßigen Sauger geweckt. Ich möchte aber gleichzeitig auch gar nicht wissen, wie ungesund dieser für unser Nervensystem ist.

Sonntag, die erste Ausfahrt: Christian schult seine Mannschaft in einen fünfminütigen Crashkurs;  vereinbart mit dem ersten Offizier Thomas die Aktivitäten für Ab- und Anlegemanöver; sammelt Erfahrung für seine Skipperausbildung. Mein Bruder Thomas der erste Offizier und ich wollen einfach herausfinden, ob für uns und die Kinder – Anna, Kathrin und Julia – ein Leben bzw. ein Urlaub an Board vorstellbar sei, oder ob wir uns nach der ersten Halse kopfüber an der Reling festhalten und uns übergeben müssen. Ebenfalls ist die Hierarchie bedeutend, der ich mich ohne wenn und aber einfach unterordnen muss. Ich habe ja keine Ahnung von der Seglerei und meuternde Matrosen wurden früher über Board geworfen.

Aus zweierlei Gründen war das hier unmöglich: einerseits wäre unsere Ehe gefährdet, andererseits könnte ich dem Boot im Wasser einfach nachmarschieren.  Der eigentliche Zweck der Maßnahme wäre damit komplett verfehlt.

Fachausdrücke wie Dirk, Achterspring Luv, Lee fliegen durch die Luft. Die erste Ausfahrt endet erfolgreich. Das Seerestaurant freut sich – eine Woche lang.

Montag: Kathrin wird krank und muss vom Papi, dem ersten Offizier, nach Hause gebracht werden. Dabei erweist sich die Entfernung von einer knappen Autostunde nach Wien, als Riesenvorteil den dieser Urlaubsort bietet.

Mit reduzierter Mannschaft, dafür aber mit sechs Knoten – Landratten würden 12 km/h sagen – segeln wir nach Oggau. Der lange Kanal zum Hafen erinnert an einen Seitenarm des Amazonas, der kleine verschlafene Hafen an ein Fischerdorf in Istrien.

Dienstag: Als Marathonläuferin bin ich früh morgens aus den Federn. Ich möchte unbedingt die Landschaft laufend erforschen. Ich bin tief beeindruckt von der überwältigenden Flora und Fauna.  Obwohl unser Kühlschrank immer mit Getränken vollgestopft ist, kurbeln wir auch hier den Umsatz der Hafenkneippe an. Wir kreuzen im Heimathafen Weiden auf. Verwandeln die Kajüte abends in ein Heimkino. Spinnen Seemannsgarn.

Mittwoch: Windstärke 7  verhindert unseren Törn.  Wir bewundern SurferInnen, die in unglaublicher Akrobatik über die Wellen reiten. Tom kann auch reiten. Der Wind lässt nach. Windstärke 3.  Tom borgt sich ein Surfboard aus und balanciert in seinem schwarzen Tarnanzug auf dem Wasser. In Begleitung unseres Freundes Martin, seines Zeichens ein sehr erfahrener Segler, wagen wir uns bei ca. 30 Knoten Wind mit der Bavaria auf den See. Mit halb geöffnetem Großsegel und Vorsegel flitzen wir übers Wasser.

Donnerstag morgens um 8 Uhr : Unser letztes Frühstück nehmen wir bei Martin, in seinem kleinen aber feinen Schilfhaus ein.

Anmerkung: Keine Rücksicht konnten wir auf die Wetter-Warnsignale nehmen: sechs Leuchten von Illmitz bis Oggau, die Sturm ankündigten, aber entweder viel zu früh oder zu spät.

Authorin: Regina Piltz

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